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Yoga ist nichts für Weicheier

Bettina Vogt • Apr. 25, 2019

Es gehört schon etwas Mut dazu sich auf der Matte selbst zu begegnen

Manche Menschen mögen denken, Yoga kommt so einer Art Blümchensex gleich. Sanft und behutsam, sehr zurückhaltend und nicht unbedingt den Höhepunkt erreichend. Doch Yoga ist auf dem Pfad der Erleuchtung nicht immer nur sanft und behutsam.

Zweifelsohne ist Yoga ein System, das Körper, Geist und Seele harmonisiert, das erlaubt, dass du mit dir selbst wieder in Berührung kommst und das deinen Atem erfahrbar macht. Gerade das mit sich SELBST in Berührung kommen, erschreckt aber viele. Schonungslos offen, wird man auf der Matte mit so ein paar Eigenschaften von sich selbst konfrontiert, die in der hintersten Gehirnschublade abgelegt waren.

Dann gibt es noch deinen Atem. Ist doch wunderbar, dass er immer ganz SELBSTVERSTÄNDLICH an deiner Seite ist. Dein Atem unterliegt keiner Kontrolle. Du atmest einfach, völlig unbewusst und dennoch ist es die größte Ressource, die dir im Leben zur Verfügung steht. Das wird dir z. B. dann besonders deutlich bewusst, wenn du dir vorstellst, nur eine halbe Minute unter Wasser zu sein.

Wenn wir uns den 8-Stufen-Plan nach Patanjali anschauen, wird deutlich „ohne Fleiß kein Preis“:

  • Yama:   
    der Umgang mit der Welt und mit anderen
  • Niyama:
    der Umgang mit sich selbst
  • Asana:
    Körperhaltungen
  • Pranayama: 
    Atemkontrolle, Atemregulierung
  • Pratyahara:
    das Zurückziehen der Sinne
  • Dharana: 
    Konzentration
  • Dhyana:
    Meditation
  • Samadhi:
    Erleuchtung

Wenn man sich den Plan so anschaut und schrittweise vorgeht, wird deutlich, dass es darum geht, sich auf die Meditation und Samadhi vorzubereiten. Um Samadhi zu erreichen, müssen wir erst mal durch den ganzen Schotter durch.

Wenn nun ein Yogi-Neuling in eine Yoga-Stunde gehen würde, in der überwiegend meditiert wird, ist das alles andere als entspannend für ihn. Meditiert wird meistens im Sitzen. Nach ca. ½ Stunde würde sich dessen Wirbelsäule im Koma befinden. Und wir kennen es alle, wenn der Rücken schmerzt bist du nicht mehr du Selbst. Außerdem sind da dutzende von Gedanken die deinen Seelenfrieden torpedieren. Da hat man dann schnell keine Lust mehr zu.

Ich bin ja so die crossmediale Yogi-Freestylerin, die gerne improvisiert, mixt und neues ausprobiert, aber der 8-Stufen-Pfad macht schon wirklich Sinn. Da hat sich Patanjali schon was Cleveres einfallen lassen.

Stell dir nur mal vor, du wirst sogleich in der ersten Yoga-Stunde erleuchtet, das ist wirklich nichts für Weicheier, das ist dann schon eher harter Tobak. Da weist du ja gar nicht wohin mit deinen Emotionen und die Sinne haben sich nicht zurückgezogen, sondern eher verlaufen.

Ich erinnere mich noch gut, an meine ersten Yoga-Stunden. Der Hund, Adho Mukhasvanasana, kann als zentrierendes ausgleichendes Asana zwischen anspruchsvollen Haltungen dienen. In meinen ersten Yogastunden hat er mich regelmäßig fertiggemacht. Aber ich habe Ehrgeiz, wo ich doch eine absichtslos übende Yogini sein soll. Da muss ein Reiz in meinem Naturell verankert sein, Dinge zu erreichen, die ich mir zunächst nie zugetraut hätte.

Nehmen wir die Krähe – die hat schon ziemlich an meinem Ego getriggert. Ich wollte das unbedingt können. Nach unzähligen Kontakten meiner Nase mit dem Boden, hebte dann endlich mal das Vögelchen ab und dieses Feeling fühlte sich unbeschreiblich gut an.

In einem weiteren Yogakurs den ich ausprobierte, wurde überwiegend im Sitzen geübt. Hey, da kommst du vom Büro auf die Matte und dann sitzt du wieder. Du kannst unglaublich viel über dich selbst lernen, wenn da mal wieder so ein „Was soll der Scheiß. Nächste Woche komme ich nicht mehr“ vor sich hin köchelt. Aber man wird halt auch nicht von heute auf morgen erleuchtet. Es ist ein Weg, manchmal steinig, manchmal voller Leichtigkeit.

Nach einigen Jahren des Praktizierens von Yoga, bin ich zu der Erkenntnis gelangt, dass Savasana am Ende der Übungspraxis in meinen Augen die Champions League im Yoga ist. Alles wird still. Stille muss man ertragen können. Und dann kannst du lauschen und hören was dir der Meister in dir flüstert. Ja, da gibt es nicht nur Sonnenseiten, da gibt es auch die Schattenanteile in dir. Nein, die gefallen uns nicht wirklich und wir werden mit Dingen konfrontiert, die wir uns lieber nicht genauer ansehen wollen. Wenn du dir schonungslos offen SELBST begegnest, offen und lösungsorientiert die Gedanken anschaust, die deinen Seelenfrieden torpedieren, dann bist du ganz schön mutig. Du bist nicht der Verdrängungstaktiker der abwartet oder alles schön redet, sondern du bist die aktiv Gestaltende, die sich die Dinge anschaut, ins Bewusstsein holt und dann nach und nach auflöst.

Es gibt immer einen Weg….. entscheidend ist, dass es deiner ist

Namaste
Bettina

von Bettina Vogt 01 Okt., 2019
Auf Facebook bin ich über das Buch von Andreas Brendt, den wohl alle nur Andi nennen, gestolpert. Die Lektüre mit dem Titel „Ganesha macht die Türe zu“ hat sofort mein Interesse geweckt und da ich in letzter Zeit unzählige Sachbücher gelesen habe, hatte ich auf ein Buch mit einem hohen Unterhaltungswert mal wieder richtig Lust. Ganesha, der Elefantengott, der Schwellenhüter, der die Hindernisse beseitigt, verschließt Türen? Klingt spannend und lädt ein, hinter die Tür zu schauen. Es gibt unzählige Prüfungen im Leben, die uns hindern das zu tun, was wir eigentlich tun wollen. Ganesha hilft, mit der richtigen Einstellung die unnötigen Zweifel aus dem Weg zu räumen. Man muss nur genau hinschauen. Bereits als ich die ersten Seiten des Buches gelesen habe, wusste ich gleich, das ist die perfekte Urlaubslektüre für mich. Schon komisch, dass mir dieses Buch unmittelbar vor meinem Urlaub zuflog. Im normalen Alltagswahnsinn hätte ich es sicherlich nicht so schnell zu Ende gelesen. Oder doch? Denn man hat beim Lesen so viel Spaß, dass man auch zügig weiterlesen möchte. Schließlich will man auch wissen, was als nächstes Spannendes dem Andi im superbunten Subkontinent Indien passiert. Es ist definitiv kein langweiliges Buch. Nachdem ich schon die ganze Zeit überlege, ob ich auch mal nach Indien muss, bekam ich durch dieses Buch immerhin eine virtuelle Indienreise geschenkt. Vielen Dank dafür. Und bereits auf den ersten Seiten wird klar, dass Indien noch viel mehr zu bieten hat, wie ich mir in meiner Vorstellungskraft ausmalen kann. Gemeinsam mit seinem Freund Ole erkundet Andi Indien. Er erzählt von seinen Eindrücken und Erlebnissen mit einer ordentlichen Portion Humor, aber auch mit einer unglaublichen berührenden Tiefe. Einige Lebensweisheiten gibt es on top. Da gibt es einmal das Kapitel „Arambol und die Verrückten“ und dann gibt es Andi mitten im „Tantra—Festival“. Ein interessantes Kapitel! Im Tantra ist alles Energie und es ist spannend zu lesen, was Indien da zu bieten hat. Viele denken bei Tantra gleich an Sex, dies ist aber nur ein kleiner Teilbereich. Dennoch ist es oft das, was die Menschen neugierig macht. Andi beschreibt, wie beim Tantra-Festival der Lehrer Taozen einer Schülerin einen Orgasmus bescherte, so ganz ohne sie an den berühmt berüchtigten Stellen zu berühren. Ich muss ganz ehrlich sagen, ich fand das auch faszinierend. Müsste es aber glaub live sehen, um es wirklich glauben zu können und genau so ging es Andi auch – nur hat er es quasi mit einem Logenplatz live mitverfolgt. Zudem beschreibt er in seinem Buch das Rezept für einen Orgasmus. Man braucht dazu nur vier Zutaten. Lest selbst. Eigentlich sehr banal und eine Zutat ist extrem lebensnotwendig. Ich mag den Part im Buch zum Ashtanga-Yoga. Andi beschreibt dies ähnlich wie ich es erfahren habe. Allerdings er in Indien und ich hier hin Deutschland. 90 harte Minuten, in denen du Lebendigkeit in all deinen Zellen erfährst. Während ich mich mit Basic-Varianten von Ashtanga-Yoga beglückt habe, ging es bei Andi in Indien sicherlich mehr zur Sache. Dass die zweite Serie eine kleine Elite von Extremsportlern und die dritte Serie dann nur noch die Verrückten üben, kann ich voll und ganz unterstreichen. Indien ist ein geschichtsträchtiges Land mit vielen schönen Legenden um die Gottheiten. Ich mag diese Götter-Mythen. Und dann gibt es auch noch den Ganges. Ob man nun wirklich in diesem heiligen Fluss baden muss, in den Leichen oder deren Asche geworfen wird? Ich weiß es nicht? Andi berichtet sehr respektvoll von Varanesi, der Stadt des Todes, in der die Scheiterhaufen brennen. Krass, wenn man sich vorstellt, dass Menschen dorthin pilgern um zu Sterben und dann die Erlösung finden. Aber er schreibt auch, dass es um Hoffnung und Sehnsucht geht und wenn man das erkannt hat, dass man sich dann respektvoll zurückzieht, um das Zeremoniell nicht zu stören. Ich bekäme in Indien wohl definitiv einen Kulturschock. Indien scheint extrem bunt zu sein. Auch Rishikesh steht auf Andis Reiseplan, inklusive Satsang mit Mooji – einem ganz einzigartigem Menschen. Gut, ich kannte ihn nicht - was jetzt nichts heißen mag. Ich hab ihn aber nun mal gegoogelt und wie ich schon den Ausführungen von Andi entnehmen konnte, ist Mooji eine sehr freundliche und humorige Erscheinung mit einer wahnsinnigen Ausstrahlung. Und ja, Youtube sei Dank, das seh ich nun auch so. Mooji vermittelt u. a., dass Probleme nur so groß sind wie man sie macht. Und ja, das ist so. Auch ich tappe immer wieder in die gleiche Falle und hab auch hin und wieder das Talent, aus einer Mücke einen Elefanten zu machen. Und da wären wir wieder bei Ganesha, der hilft die Hindernisse und Zweifel aus dem Weg zu räumen. Natürlich geht es im Buch auch um die Liebe, den Sex, die Lebensfreude, die Neugierde, die Zuversicht, das Spirituelle und vieles mehr. Aber ich will hier auch nicht alles verraten, selber lesen macht schließlich mehr Spaß. Vielen herzlichen Dank auch noch an Svenja vom Conbook-Verlag, die mir dieses Buch für eine Rezension zur Verfügung gestellt hat. Es war mir eine Freude. Namaste Bettina P. S. Ich werde mir dann auch noch die Boarderlines – Bücher von Andi zulegen, denn ich mag wirklich sehr wie er schreibt.
von Bettina Vogt 25 Apr., 2019
Acht Gründe, warum Yoga in keinem Betrieblichen Gesundheitsmanagement fehlen sollte
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